Freitag, 23. April 2010

Fotos März/ April





April



5. Erfahrungsbericht

In diesem Bericht werde ich zum Einen über meine Reise nach Nicaragua und dem Zusammentreffen aller Mittelamerika-Freiwilligen meiner Organisation berichten.
Der andere große Teil dieses Berichts wird über meine Osterferien gehen, in denen ich die zwei Wochen genutzt habe, andere Teile dieses wunderschönen Landes Mexiko kennenzulernen.
Ich hoffe, dass ihr als Leser somit einen kleinen Eindruck über die beiden Länder erhaltet. Mir haben die zwei Reisen sehr gefallen und ich habe wieder einmal soviel Neues gesehen und erlebt, was ich sicher nie vergessen werde.
Für einen besseren Eindruck ist es schön, sich auch die Fotos anzusehen. Eine Auswahl ist für euch im Internet hochgeladen.
Viel Spaß beim „Reisen“ durch Nicaragua und Mexiko wünsche ich euch nun…

Nicaragua – ein wunderschönes kleines Land mit einer gewaltigen Tier- und Pflanzenvielfalt, sehr netten Menschen, aber auch viel Armut!
Knapp drei Wochen durfte ich hier verbringen und die Eindrücke, die ich mit nachhause bzw. zunächst mit nach Mexiko nehme, finden kaum Platz in meinem braunen Reiserucksack, der mich hier überallhin begleitet.

Anfang März begann das Zwischentreffen von WI e.V., das sind 10 Tage Seminar mit Diskussionen und Austausch über unsere bisherige Dienstzeit, über Erlebnisse, über das restliche halbe Jahr, über weitere Zukunftspläne usw… Tage, die ich sehr gut nutzen konnte und sich für mich als sehr hilfreich erwiesen haben. Darüber hinaus war es total schön die anderen Freiwilligen wiederzusehen und wir verbrachten lange Nächte mit Erzählungen über unsere Einsatzländer – die Kultur, unsere Projektkinder, die Landschaft, Reisen, die Menschen dort… Auch wenn die Dominikanische Republik, Guatemala, Nicaragua und Mexiko auf der Weltkarte so dicht beieinander liegen und alle die gleiche Sprache sprechen, konnten wir nicht genug davon bekommen mehr von den Anderen zu erfahren. Dinge, die nach einem halben Jahr für uns mittlerweile der Tagesordnung angehören, schienen für die anderen unvorstellbar – genauso wie sie für uns anfangs vielleicht unvorstellbar schienen… Doch ich finde es schön zu sehen, wie man sich an alles gewöhnt und ich für meinen Teil kann nun sagen, dass Mexiko nicht mehr nur irgendein Land ist – nein ich würde behaupten dieses Land mittlerweile schon recht gut zu kennen und es für seine positiven und auch negativen Seiten schätzen gelernt zu haben. Gerade nach meinen zwei Wochen umher reisen bin ich noch einmal sehr viel reicher an Wissen über Mexiko geworden. Aber dazu im 2. Teil des Berichts…

Gewohnt haben wir die 10 Tage sehr schön und ruhig, ca. 20km außerhalb von Masaya, in einer religiösen Einrichtung, mitten in der Natur gelegen. Die Äffchen haben uns quasi zum Frühstück mit ihrem Gekreische „begrüßt“  Ich nenne den Gebäudekomplex „religiöse Einrichtung“, da es weder eine Kirche, noch ein Kloster war. Die Frauen dort sprachen wir mit hermana an, was so viel wie Nonne heißt und sie waren alle sehr nett zu uns.
Für verschiedene Aktivitäten verließen wir diesen Ort und begaben uns in die nächst größere Stadt Masaya. Den Dietzenbachern sollte nun ein Lichtlein aufgehen – genau, dies ist unsere Partnerstadt!! Deshalb waren diese Tage für mich besonders interessant, denn so konnte ich diese Stadt recht gut kennen lernen und mein Eindruck ist durch und durch positiv. Masaya hat ca. 140.000 Einwohner und ist ein ruhiges Städtchen – typisch für Nicaragua würde ich sagen. Viele Touristen zieht es dort nicht her, bloß für den bekannten Kunsthandwerkmarkt schauen einige vorbei.

Einen Tag hatten wir komplett frei und ich entschied mich mit drei anderen Freiwilligen mir den „Volcano Masaya“ anzuschauen. Dieser Vulkan ist noch aktiv, wenn auch dies bloß durch die austretenden Schwefeldämpfe und nicht durch Lavaausbrüche deutlich wird. Der Krater dieses Vulkans ist gewaltig, schätzen würde ich ihn auf mindestens 1km Durchmesser.
Um diesen Vulkan zu besichtigen ließ sich eine Tour buchen oder man konnte auf eigene Faust bis zum Krater gelangen. Wir entschieden uns für die zweite Variante, hatten jedoch keine Lust entlang der 5km langen Betonstraße den Berg hochzuwandern. Nicht lange überlegt, Arm ausgestreckt, Daumen hoch – die alt bekannte Methode. Wir mussten auch nicht lange warten und schon nahm uns ein nettes älteres Pärchen hoch bis zum Krater. Auf dem Rückweg machten wir es nicht anders, ich fuhr bei offenem Kofferraum hinten mit und hatte somit einen genialen Ausblick wie sich der Vulkan immer mehr von uns entfernte  Auch zu unserer Unterkunft schafften wir es ohne einen Cent auszugeben und das bei keiner Wartezeit länger als 5 Minuten. In Nicaragua ist trampen wirklich die Fortbewegungsmethode überhaupt! Und da sowieso fast nur Pick-ups unterwegs sind genießt man seine Strecke dann bei frischem Fahrtwind und sonnend auf der Ladefläche 
Ein weiteres Mal gingen wir in Masaya auf die Müllhalde, damit uns das große Müllproblem Nicaraguas deutlich bewusst wird. Für mich war dies ein ganz extremes Erlebnis, denn es stank wirklich gewaltig, die Hitze machte das Ganze nicht erträglicher und es arbeiteten tatsächlich Frauen und Kinder an diesem Ort. Glücklicherweise leben sie nicht dort, doch das ist leider eher eine Ausnahme. An vielen Orten müssen die Familien sogar in dem Dreck wohnen.
Dieser Besuch war für mich also ein sehr prägendes Erlebnis, genauso wie die Arbeit mit Straßenkindern in einem Armenviertel Masayas. Dies war ein anderer Tag, an dem wir in die Stadt fuhren. Mit dem Prinzip der „mobilen Schule“ (wen es interessiert, der kann sehr viel mehr darüber nachlesen auf der Seite www.mobileschool.org – es ist eine geniale Sache finde ich!) gingen wir in die Viertel und luden die Kinder ein, mit uns zu spielen. Schnell erklären lässt sich das Aussehen der mobilen Schule als einen ca. 2x1 Meter ziehbaren Kasten, der sich auf bis zu ca. 5 Meter Länge ausklappen lässt. An den Wänden sind verschiedene Spiele, Aufgaben und Bilder angebracht, die je nach Thema gewechselt werden können. Wenn die Kinder mitmachen wollen, suchen sie sich eine dieser laminas aus und können sich daran probieren. Das Wichtigste bei der Arbeit mit den Kindern ist (und so fordert es das Prinzip der mobilen Schule) loben, loben, loben. Es soll nicht unbedingt ein Lerneffekt erzielt werden bei der Arbeit, Kernpunkt ist, dass das Selbstwertgefühl des Kindes gesteigert wird. Anfangs war es für mich etwas seltsam ein Kind loben zu sollen, wenn die Aufgabe doch eigentlich falsch war. Doch mit der Zeit findet man sich damit zurecht und merkt, dass man wirklich und auch ernsthaft loben kann – war die Aufgabe vielleicht nicht richtig gelöst, aber ein Zwischenschritt oder Ansatz stimmte, wird das Kind eben dafür gelobt und so weiter.
Meine Erfahrung bei dieser Arbeit wurde noch mehr verstärkt dadurch, dass wir in einem Viertel arbeiteten, in dem viele „huelepegas“ sind. Huelepegas sind Klebstoffschnüffler. Mit ihnen muss man ganz besonders arbeiten. Bestimmt drei Mal in der Minute holen sie ihre Plastikflasche heraus, die sie unter ihrem Hemd tragen und ziehen mit der Nase den Geruch ein. Der Klebstoff gibt ihnen ein Gefühl des Taubseins – Hunger und Schmerzen werden so übergangen, doch gleichzeitig sind die Kinder in diesem Zustand sehr eingenommen und können nicht mehr klar denken. Bei ihnen hat die Arbeit wirklich nur den Hintergrund, dass einfach mal jemand zuhört und sie ein Highlight am Tag haben. Diese Kinder leben auf der Straße und werden von der Gesellschaft als der letzte Dreck gesehen. Während der Arbeit habe ich mich mit einigen von den Kindern besonders intensiv beschäftigt und das was ich gefühlt habe als ich neben ihnen saß, werde ich nie wieder vergessen. Ein 10-jähriger Junge nahm sich eine Gitarre und fing an zu singen. Er sang darüber, dass er doch eigentlich ein gutes Kind sei, dass Gott ihn sicherlich in den Himmel lasse, dass die anderen Menschen ihn jedoch bloß als das Letzte ansähen. In dem Lied bedankte er sich auch dafür, dass die Deutschen immer kämen und mit ihnen spielten und für sie da seien. Dieser kleine Junge hat mich so berührt und hier habe ich gemerkt, wie sehr die Arbeit der Freiwilligen wirklich gebraucht wird.
Auf dem Heimweg dachte ich viel darüber nach, ob die Arbeit der Freiwilligen dort mehr gebraucht wird als z.B. bei mir in Sueniños. Ich kam zu keinem Entschluss, die zwei Projekte sind zu unterschiedlich um sie zu vergleichen. Es steht jedoch fest, dass Nicaragua noch mal ein ganzes Stück ärmer ist als Mexiko, das habe ich in den zwei Wochen erfahren.

Auf meinem Nachhauseweg bis nach San Cristóbal (das sind effektiv 48h Busfahrt mit einigen Pausen und einer Übernachtung in San Salvador) machte ich einen Zwischenstopp in

***GUATEMALA ***

Das hatte ich schon lange vorher so geplant, da ich gerne einen Vulkan in der Nähe von Antigua besteigen wollte.
So trat ich meinen Rückweg alleine an, doch schon in San Salvador machte ich Bekanntschaft mit einem netten 30-jährigen Niederländern, der seinen Job gekündigt hat und nun in Mittelamerika rumreist. Solche Menschen trifft man viel hier und irgendwie gibt es mir immer wieder das gute Gefühl, dass doch alles möglich ist, wenn man es nur will!
Mit ihm verbrachte ich den Abend und schlenderte ein wenig durch die Hauptstadt El Salvadors. Unser Hotel lag weit außerhalb des Zentrums, was es überhaupt möglich machte sich so frei auf der Straße zu bewegen. Was ich in der Zeitung las und von anderen hörte, ist die Hauptstadt nämlich wirklich kein Zuckerschlecken und im Zentrum sollte man sich nach Einbruch der Dunkelheit lieber nicht mehr aus einem geschlossenen Gebäude bewegen, wenn einem sein Leben etwas wert ist. So war ich doch froh, dass am nächsten Tag der Bus nach Guatemala weiter fuhr. Schon auf der Fahrt machte ich Bekanntschaft mit zwei Kanadier-innen in meinem Alter, die zufällig auch nach Antigua wollten. So schlossen wir uns zusammen und letztendlich verbrachte ich dort die kompletten zwei Tage mit ihnen. Wir teilten ein Zimmer und gingen gemeinsam auf den Vulkan „Pacaya“. Dies war ein großes Highlight meiner ganzen Reise. Ca. zwei Stunden führte uns der Weg bis an den Fuß des Vulkans. Dort angekommen standen wir tatsächlich bloß einen Meter von der glühenden Lava entfernt, die Hitze so stark, dass man sich nur für ein schnelles Foto in die Nähe traute. Einer Mitwandernden ist glatt die Schuhsohle geschmolzen  Als Gag brachten einige Marshmallows von unten mit und so bat sich uns ein kleiner „Snack“, bevor wir den Rückweg antraten  Um die Lava bei voller Pracht zu sehen, hatten wir uns die Nachmittagstour ausgesucht. Das hieß dann aber auch, dass der Abstieg bei völliger Dunkelheit stattfand. Ein sicherer Tritt war hier sehr von Vorteil.

So verbrachte ich also noch weitere zwei Tage in diesem Land und hatte ein neues schönes Erlebnis in meinem Rucksack mit nachhause zu tragen. Eine Sache ließ ich während der kurzen Zeit dafür leider in Guatemala – und das war mein Geldbeutel  Vielleicht auch ein wenig selbst schuld wurde mir direkt nach dem Geld abheben in Antigua auf dem Markt aus meiner Tasche mein Geldsäckchen geklaut. Darin waren etwas mehr als 80 Dollar – ärgerlich, aber nun weiß ich eben, dass eine offene Tasche ohne Reisverschluss auf einem vollen Markt keine gute Idee war…
Mexiko – ein Land, was ich meine nun schon recht gut zu kennen. Zumindest sehr viel besser als jedes andere Land Mittelamerikas. Trotzdem hat mir die letzte Reise noch einmal sehr viel mehr und neue Eindrücke über dieses Land und seine Menschen gegeben. Der Teil „Mexiko so wie Tine es kennt“ in meinem Kopf ist noch einmal deutlich gewachsen.

Über die gesamten zwei Wochen hatte ich durchgehend nette Reisebegleitung – extra aus Deutschland eingeflogen  Die erste Woche war ich mit Esther und Michi unterwegs, in der zweiten Woche war Sophie an meiner Seite. Es freute mich riesig diese drei Menschen wieder zusehen, die mir jeder für sich sehr viel bedeuten.

Esther und Michi kamen Mittwoch schon hier in San Cristóbal an und konnten ein klein wenig mein Leben hier kennenlernen. Ich stellte sie meinen Freunden vor und einen Tag kamen sie mit auf die Arbeit.
Freitagabend ging es dann schon los – wir nahmen den Nachtbus nach Puebla. Es ist eine schöne Stadt, im Stadtkern stehen viele alte Gebäude, die alle noch sehr gut erhalten sind. Vielmehr konnte uns diese Stadt auf den ersten Blick aber auch nicht bieten. Wir besuchten eine „Afrika Safari“ etwas außerhalb und nahmen am Abend schon einen weiteren Bus nach Guanajuato. Dort kamen wir nachts um zwei an, doch schon aus den Fenstern des Taxis wirkte dieser Ort so magisch, dass uns selbst die schleppende Müdigkeit nicht in die Betten kriegen konnte. Guanajuato wird häufig als die schönste Stadt Mexikos verkauft und ich kann nicht viel dagegen sagen. Sie ist ähnlich wie San Cristóbal, bloß zum Leben gefällt mir mein Städtchen doch noch etwas besser, weil es einfach „echter“ wirkt. Guanajuato ist sehr reich, wenn nicht sogar die reichste Stadt Mexikos, alles ist extrem sauber, Armut wird völlig vertuscht oder sie existiert nicht und man könnte sich ebenfalls in einer Stadt im Kolonialstil Spaniens befinden. Guanajuato ist in einem Tal gebaut und die bunten Häuser so wie sie die gesamte Stadt schmücken, ziehen sich in den Außenbezirken bis ganz hoch die Hänge entlang. Die Atmosphäre, die sich dadurch ergibt ist traumhaft – auch wir genossen dieses fotografische Bild am nächsten Morgen von der Dachterrasse unseres Hostels aus. Ansonsten konnte man Stunden damit zubringen durch die kleinen Gässchen zu spazieren, an jeder Ecke einen Café zu trinken oder dem bunten Treiben der Stadt zuzusehen. Die zwei Tage waren für uns sehr entspannend und nach den zwei langen Busfahrten eine gute Abwechslung.
Nach Guanajuato war das nächste Ziel Guadalajara, eine Stadt ca. 8h Autofahrt nordwestlich von México City. Was uns aber eigentlich so weit in den Westen trieb war nicht Guadalajara selbst, sondern Tequila, ein kleines Dorf zwei Stunden westlich gelegen. Und wofür dieses Dorf bekannt ist brauche ich wohl nicht zu erwähnen  Rund herum wachsen die grünblauen Agavepflanzen, aus denen der Tequila gewonnen wird. Allerdings darf hierfür nur eine gewisse Sorte verwendet werden und auch der Reifeprozess ist streng vorgegeben. Wir besuchten eine Distillerie, ließen uns die verschiedenen Schritte erklären und zum Schluss durfte natürlich probiert werden! Von ganz jungem bis hin zu 4 Jahre lang gelagertem Tequila und Likören aller Geschmacksrichtungen – die Auswahl war groß! Esther und ich ließen es uns nicht nehmen wirklich alles einmal zu probieren, wann würden wir denn das nächste Mal wieder dorthin zurück kommen? Und unser Tip für alle, die nicht wissen welches Alter am besten ist: Uns hat der 8-monatige Tequila am besten geschmeckt 
Dann ging es zurück nach Guadalajara, denn von dort fuhr unser Nachtbus nach México City. Ich freute mich riesig auf die Hauptstadt – zum einen wäre es das erste Mal für mich in einer solch großen Stadt zu sein und zum anderen war ich sehr gespannt darauf welchen Eindruck ich von der Hauptstadt Mexikos bekommen würde.
Unter den Mexikanern wird die Stadt einfach „D.F.“ (ausgesprochen „de-effe“) genannt, das heißt so viel wie districto federal. Und die Fläche dieser Stadt ist wirklich enorm. Auch bedingt durch den Smog den diese Stadt über sich wirft, kann man nur selten bis ganz zum Ende sehen. Dieses Glück sollte auch uns nicht gewährt werden als wir auf dem „torre latinoamericano“ – ein sehr hohes Gebäude im Stadtzentrum – standen. Die sechs Tage verbrachten wir weitestgehend in der Stadt, schlenderten durch verschiedene Viertel, schauten uns einige Museen an und legten uns in verschiedene Parks. Die Stadt wirkte auf mich bei weitem nicht so unruhig wie mir vorher erzählt wurde. Auch was die Sicherheit anging gab es keine Situation, in der mir mau zu mute war. Natürlich bewegten wir uns hauptsächlich im Stadtinneren und in den Touristengebieten und ich bin mir sicher, dass ich dieses Sicherheitsgefühl in den meisten Außenbezirken nicht gehabt hätte. Nett gemeinte Tipps wie „geh vom Hostel bloß nicht vier Blocks weiter in Richtung Osten, da wird es gefährlich…“ ließen einen dies ahnen, spüren jedoch nicht wirklich… Mein Eindruck, so wie ich ihn in der kurzen Zeit gewinnen konnte, war durch und durch positiv. Das einzige was mir in dieser großen Stadt etwas fehlte, waren gemütliche Cafés zum Hinsetzen und Entspannen. Da mag ich von San Cristóbal aber auch etwas sehr verwöhnt sein?!
Vielmehr gab es die typischen mexikanischen Restaurants mit lauter Schaukel- und Tanzmusik genannt „banda“, Plastikstühlen und billigem, aber sehr leckerem Essen. Generell ist das Essen in Mexiko wirklich gut und sehr variantenreich. Abwechslungsreich kann ich wohl nicht sagen, da wirklich immer tortillas dabei sind (das sind die kleinen runden Teigfladen aus Mais) und scharfe Soßen (salsas) zum Verfeinern, für den der es etwas pikanter mag! Von tacos über tortas, tamales, platano frito, carne asado, … der Gaumen hat die Auswahl. Hauptsache tortillas werden mitserviert! Gerade in meinen drei Wochen in Nicaragua sind mir die Vorzüge des mexikanischen Essens sehr bewusst geworden. Wo es dort teilweise frühs, mittags und abends das gleich gab – nämlich Reis mit Bohnen, genannt gallo pinto, frittierte Banane und frittiertes Hühnchen mit extrem viel Fett, kann ich mich hier doch einer guten Auswahl an Essen erfreuen, ebenfalls viel mit Gemüse. So kann ich es mir nicht nehmen lassen des öfteren auch mal auf der Straße zu essen – und das für spott Preise. Anfangs wurde es mir noch mit Durchfall oder einem grummeligen Magen gedankt, mittlerweile passiert das nur noch sehr sehr selten 
Drei weitere Highlights in Mexico waren die Osterprozessionen, ein Wrestling-Kampf und der Besuch aztekischer Ruinen in Tenochtitlan. Letzteres machten wir als einen Tagesauflug von México City aus. Die zwei bekanntesten Pyramiden „piramida del sol y piramida de la luna“, die höchste 60m hoch waren sehr beeindruckend. Gerade wenn man bedenk,t wann sie gebaut wurden und mit viel Sorgfalt die Azteken damals am Werk waren.
Einen Tag schauten wir uns wie erwähnt die Osterprozessionen an. Ich dachte sie würden hier in Mexiko ähnlich zelebriert wie in Spanien, wurde letztendlich aber etwas enttäuscht oder vielleicht besser gesagt eines besseren belehrt. Das Ganze war ziemlich kitschig und mir kam es so vor als wollten sich die Leute einfach verkleiden und dass der Hintergedanke bei allem etwas verloren gegangen ist. Nichtsdestotrotz war auch das ein neuer Eindruck, den ich sammeln konnte.
Und als letztes gingen wir einen Abend noch zum lucha libre. Darauf hatte ich mich im vornhinein schon riesig gefreut! Meine Projektkinder haben immer schon von den Kämpfern erzählt und wirklich jeder Mexikaner war wohl mindestens einmal schon bei einem Kampf. Dummerweise hatte ich Esther und Michi verloren, sodass ich mir alleine die Show ansehen musste. Doch wieder einmal hatte ich Glück im Unglück und wurde auf den Reporterbalkon eingeladen. So hatte ich super Sicht und habe gleichzeitig noch ein Interview führen sollen, was später im Radio ausgestrahlt wurde. Das Beste war jedoch, dass ich nach dem Kampf mit hinter die Arena durfte, habe bei Interviews gelauscht und zwei Fotos Arm in Arm mit den Wrestlern machen können  Eigentlich mag ich Kampfsportarten und generell solche Gewaltszenen gar nicht, doch der Abend war einfach genial! Besonders Spaß hatte ich daran die Zurufe und Kommentare des Publikums zu belauschen 

Mit diesen weiteren Highlights und einer gefüllten Woche Rundreise neigte sich der Urlaub von Esther und Michi schon leider dem Ende zu. Mit einem letzten Frühstück auf der Dachterrasse unseres Hostels mit Blick auf die Kathedrale musste ich mich Sonntag schon von Michi und Montag dann auch von Esther verabschieden.
Alleine blieb ich jedoch trotzdem nicht… Kaum hatte ich Esther verabschiedet, kam auch schon Sophie durch die Türen der Ankunftshalle marschiert und mit ihr verbrachte ich die letzte Woche dieser Mexikoreise. Auf jeden Fall ruhiger, aber auf keinen Fall besser oder schlechter – einfach anders wie man so schön sagt 

Mit ihr ging es direkt vom Flughafen zum Busterminal. Wir nahmen den Nachtbus nach Oaxaca, der uns über eine ziemlich kurvige Strecke in 7h bis an unser Ziel brachte.
Da wir nicht vorhatten eine Nacht in dieser Stadt zu verbringen, sondern direkt weiter zum Strand wollten, war dieser Tag ziemlich vollgepackt… Als die Stadt gerade noch am Erwachen war, liefen wir schon durch das Zentrum und klapperten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie Kirchen und Plätze ab. Oaxaca ist eine wirklich schöne Stadt und nach meinem Eindruck sehr ruhig. Als wir dort waren wurde das Stadtbild jedoch ein wenig durch verschiedene Baustellen getrügt.
Von Oaxaca aus machten wir eine Tagestour in die umliegenden kleinen Dörfer. Haltepunkte waren ein mächtiger und sehr alter Baum in Tule, Ruinen in Mitla, eine Teppichknüpffabrik, eine Mezcal-Distillerie (ähnlich wie Tequila) und „Hierva El Agua“ – nichts anderes als heiße Quellen.
Dies nahm den ganzen Tag in Anspruch, sodass uns nur noch Zeit für ein schnelles Abendessen im mercardo blieb. Ich genoss dies mit „mole“, eins meiner Lieblingsessen in Mexiko und in Oaxaca ganz besonders berühmt, da dort die gute Schokolade herkommt, die Bestandteil einer der mindestens 30 Zutaten dieses Gerichts ist.
Nach Oaxaca war unser nächster geplanter Busstopp eigentlich Pochutla gewesen. Wir müssen die Müdigkeit vom Vortag allerdings sehr stark gespürt haben – mit der Folge, dass wir unseren Stopp verpassten und erst zwei Stunden
später in
Puerto Escondido aufwachten. Der Zufall hatte es wohl so gewollt und wir entschieden uns einen Tag an diesem Strandort aufzuhalten. Das war eine wirklich gute Entscheidung wie sich später heraus stellte. Es erwartete uns ein weißer Sandstrand, traumhafte Palmen, kleine cabañas – Hüttchen direkt am Meer und ein super netter Hostelbesitzer, der uns zur Begrüßung direkt eine Kokosnuss vom Baum schlug. Hier ließ es sich leben, nach dem ganzen Stress entspannten wir erstmal am Strand und ließen es uns bei einem leckeren Frühstück gut gehen. Wirklich aktiv wurden wir den Tag auch nicht mehr, für den nächsten hatten wir dann einen Einstiegssurfkurs gebucht. Puerto Escondido ist bekannt für seine guten Wellen und es wimmelt nur von Surfern aus aller Welt. Dass wir zwei jedoch auch einmal aufs Board steigen würden, hatten wir vorher nicht gedacht. Mit dem Lehrer vereinbarte ich einen Deal: wenn wir nach der Klasse nicht ein paar Sekunden auf dem Board gestanden hätten wenn eine Welle kommt, würde die Bezahlung ausfallen und stattdessen gäbe es nur ein gemeinsames Bier am Abend. Abgemacht!! Und tatsächlich, vor allem Sophie zeigte sich in so guter Form, dass die Bezahlung nicht bloß durch ein Bier abgetan werden konnte und wir zwei einen wirklich genialen Vormittag hatten mit vielen Wellen, blauen Flecken an den Hüftknochen und sehr viel Spaß!
Viel länger konnten wir aus Zeitgründen an diesem Ort leider nicht verbringen und nahmen schon mittags den Bus in Richtung Süden nach Mazunte, zu einem weiteren etwas kleineren Strand. Etwas ganz Besonderes war hier unsere Unterkunft – Hängebetten genannt „estrellas“. Ich kann wirklich nicht sagen eine erholsame Nacht gehabt zu haben, bedingt durch die vielen Moskitos und das Schaukeln, dass dieses Bett hervorrief, doch wie oft hat man im Leben die Möglichkeit auf einer Klippe mit Meerblick und bei Wellenrauschen einzuschlafen?

Von Mazunte fuhren wir noch zwei Strände weiter in den Süden, um in Zipolite die letzten zwei Tage unseres wunderschönen Urlaubs zu verbringen. Für knappe 8 Euro ein Doppelbett in einem Zimmerchen in erster Reihe mit dem Strand direkt vor dem Fenster. Wir konnten uns nur im Paradies befinden!
Und von diesem paradiesischen Ort brachte uns der Bus in 12 Stunden sicher wieder zurück nach San Cristóbal…


Und hier bin ich angekommen und nach wie vor glücklich – in einem etwas anderen, aber für mich mindestens genauso schönen Paradies…