Mittwoch, 10. Februar 2010

Mein 3. Erfahrungsbericht – ein Reisebericht

Für mich war es tatsächlich eine Rundreise, für Daniel eher eine 5-Länder-Tour. Wobei, wenn man betrachtet, dass es für ihn am Frankfurter Flughafen startete und mit vielen, vielen Zwischenstationen dort auch wieder endete, kann man wohl auch von einer Rundreise sprechen. So genau will ich hier allerdings nichts einschränken, deshalb wird mein 3. Erfahrungsbericht einfach ein Reisebericht:)

Für mich ging es am Morgen des 19. Dezembers mit einem Touristenshuttle auf nach Guatemala. Vorher hatte ich mich informiert, und es stellte sich heraus, dass diese „geführten“ Reiseverbindungen, oftmals sogar billiger sind. Oftmals – aber was in jedem Falle zutrifft ist, dass sie sehr viel angenehmer und unanstrengender, nicht aber immer so abenteuerreich sind, wie öffentliche Busse. Dazu möchte ich noch gerne später in Nicaragua eingehen.
Für meine 1. Grenzüberschreitung hier aus Mexiko raus war ich also froh, dass das Meiste für mich geregelt wurde. Ich musste mir lediglich an der mexikanischen Grenze einen Ausreisestempel holen, ein paar Meter zu Fuß die Grenze überqueren und mir in Guatemala einen Einreisestempel eintragen lassen. Die paar Meter Fußmarsch jedoch versetzten mich prompt in eine andere Welt. Die Gesichter, in die ich blickte, waren denen der mexikanischen Bevölkerung noch sehr ähnlich, aber das hektische Treiben und die vielen, vielen Guatemalteken, die an der Grenze alles – von Kochtöpfen, über Schuhe, über Handys – spottbillig an den Mann bringen wollten zeigte mir, dass Guatemala doch noch mal ein Stück ärmer und einfach anders ist als Mexiko. Auf den insgesamt 11h Busfahrt bis nach Antigua beobachtete ich v.a. mit großer Freude die bunten „chicken-busses“ – alte Schulbusse aus den USA, die hier als öffentliche Verkehrsmittel eingesetzt werden. Diese Art von Bussen gibt es in Mexiko nicht. Ich fand es genial, in was für einem Tempo Gepäck und Leute die Busse wechselten, teilweise ohne dass der Bus überhaupt daran dachte, langsamer zu werden. Als es dunkel wurde, ließ sich die volle „Schönheit“ der Busse erkennen. Hier flackerte blaues Licht, dort liefen gelbe Lichterstreifen die Heckscheibe des Busses herunter und fast jeden Bus schmückten irgendwelche Totenkopf oder „Gangstertattoos“. Vielleicht versteht ihr jetzt, warum ich einige Zeilen weiter oben Schönheit in Anführungszeichen gesetzt hatte J
Um 7 Uhr abends erreichten wir unser Ziel Antigua – eine sehr schöne, mittelgroße Stadt etwa 1h westlich von Guatemala City. Auf der Shuttlefahrt hatte ich schon einige Bekanntschaften gemacht und so kam es, dass ich mich mit einer Kanadierin gemeinsam nach einer Unterkunft umschaute. Die meisten hostels waren schon voll und so lud zumindest ich nur mein Gepäck ab, um mit Julien erst etwas essen zu gehen und dann ein wenig das Nachtleben Antiguas zu erkunden. Schon nach kurzen Gesprächen mit einigen Einwohnern stellte ich fest, dass hier teilweise ganz andere Worte gebraucht werden. „Chido“ was in San Cristóbal so viel wie cool heißt kannten sie hier z.B. gar nicht, oder „chamarra“ (ein wärmerer Pulli) heißt in Antigua ganz der englischen Sprache nachempfunden „sweater“.
Nach diesen ersten Eindrücken aus meinem 1. Reiseland holte mich um halb 3 am Morgen ein weiterer Shuttle ab, der mich zum Flughafen nach Guatemala City bringen sollte. Dort angekommen hatte aber noch alles zu, 45 Minuten solle ich warten hieß es. Netterweise bot mir ein junges Pärchen an mit ihnen im warmen Auto zu warten. Dieses Angebot nahm ich gerne an und so bekam ich diese Nacht doch noch ein paar Minuten meine Augen zu.
Mit meinem Flug nach San José lief alles glatt und um kurz vor Acht betrat ich Costa Ricanischen Boden – mein 2. Reiseland. Daniel war schon eine Nacht früher angekommen und so nahm ich am Morgen allein den Bus ins Zentrum San Josés und lief von der Haltestelle aus ein kleines Stück bis zu seinem Hostel. Hinter einigen Scheiben Baguette, Marmelade, Butter, O-Saft und Kaffee erblickte ich ihn und wir lagen uns erstmal lange in den Armen. Die Freude des Wiedersehens war groß und die Vorfreude auf unser anstehendes Abenteuer riesig. So wollten wir gar nicht viel Zeit vergeuden und nahmen direkt um 11 einen Bus nach La Fortuna. Die Fahrt dauerte ca. 4 Stunden und zeigte uns wie grün dieses wunderschöne Land doch ist. Die Stadt lag mitten in einem Regenwaldreservoir – da gehörte es natürlich dazu, dass wir mit einem heftigen Regenschauer begrüßt wurden! Nach einigen mehr oder weniger schönen Zimmern, die wir uns für die Nacht anschauten entschieden wir uns für ein ebenfalls nicht sehr schönes Zimmer J Der ausschlaggebende Punkt war aber die Gastfreundschaft dieses alten Pärchens und ihrer Tochter – hier wollten wir bleiben. Wir wohnten quasi mit ihnen im Haus und noch am selben Abend saßen wir gemeinsam in ihrem Wohnzimmer. Ohne sich nach unseren hungrigen Bäuchen erkundigt zu haben, wurde uns „gallo pinto“ (Reis mit Bohnen – ein typisches Essen für Costa Rica und auch Nicaragua) serviert und wir unterhielten uns gemeinsam über mögliche Ausflüge, die wir die kommenden Tage hier machen könnten. Daniel und ich entschieden uns für eine Vulkantour gleich morgen und eine „Canopy-Reit-Tour“ für den folgenden Tag. Die Vulkantour war letztendlich wirklich eins unserer Highlights auf der ganzen Reise! Am Nachmittag ging es los, ca. eine Stunde den Fuß des Vulkans erklimmen, an einem super Aussichtspunkt auf die Dunkelheit warten und mit etwas Glück den Vulkans ausbrechen sehen… Und wir hatten Glück, es war ein schönes Spektakel!
Von La Fortuna aus machten wir uns zwei Tage später auf den Weg weiter in Richtung Norden, um eine Nacht am Strand „Playa Hermosa“ an der Pazifikküste Costa Ricas zu verbringen. Von der Umgebung waren wir etwas enttäuscht, so hatten wir uns doch einen weißen Strand und klares Wasser vorgestellt, in Wahrheit erwartete uns jedoch ein relativ heruntergekommenes „Stück Sand“. Ein weiteres Mal jedoch landeten wir einen Glückstreffer, was die Wahl der Übernachtung anging. Für Costa Ricanische Verhältnisse billige 10 Dollar bekamen wir ein Bett in einem kleinen Zimmer, dass wir uns mit einem Guatemalteken teilten und ein Frühstück. Dies war in Ordnung, aber in dem Sinne noch kein Glücksbringer. Die Familie die uns unterbrachte war vielmehr der Glückstreffer! Ein Pärchen und ihr ca. 16-jähriger Sohn, sehr freundliche und hilfsbereite Menschen, mit denen wir uns am Abend und am Morgen beim Frühstück nett über ihr Land und vor allem unser nächstes Reiseziel Nicaragua unterhielten. Interessant war, dass der Mann sehr von Nicaragua und der Gastfreundlichkeit der Menschen dort schwärmte, sein eigenes Land aber eher bescheiden darstellte. Am Morgen nahm uns die Frau dann sogar noch fast mit bis an die Grenze, da sie sowieso in diese Richtung wollte um das Wochenende bei ihrer Mutter in der nächst größeren Stadt zu verbringen. Von dort aus nahmen wir also einen Bus, der uns an der Grenze absetzte und in Nicaragua müssten wir dann einfach den nächsten Bus in Richtung Managua nehmen, so hieß es... Einfach ist deshalb gut gesagt, weil dieser Grenzübergang Costa Rica – Nicaragua einfach „loco“, also verrückt war. So viele Menschen auf einem Fleck - viele wussten nicht wo hin, viele versuchten sich in den meterlangen Schlangen vorzudrängeln, andere verteilten die Einreiseformulare, die sie allerdings nur gegen Geld rausrücken wollten. Mit einem Jungen gerat ich deshalb kurz aneinander, da ich meinte die Formulare seien umsonst (so kannte ich es schon von der vorherigen Grenze). Prinzipiell hatte ich auch Recht, doch da wir in diesem Getümmel an keine „offiziellen“ Personen rankamen, drückte ich dem Jungen am Ende doch ein paar Cordoba in die Hand – unter anderem auch aus dem Wunsch heraus, endlich aus diesem „Ameisenhaufen“ entfliehen zu können. Außerhalb der Grenze sah es jedoch nicht besser aus, die Busse wurden bis zum Überlaufen vollgestopft und an stickiger Luft und schwitzenden Körpern kam man nicht vorbei. Hier bin ich also beim Punkt vom Anfang des Berichts angekommen: „öffentliche Busse in Nicaragua – ein Abenteuer, aber für die Nerven auch nicht immer das Beste J“. Einige Stunden verbrachten wir so auf unserer Route in Richtung Norden, bis wir in Rivas ausstiegen und einen Taxi bis zur Hafenstadt San Jorge nahmen. Von dort sollte es weiter gehen zur „Isla de Ometepe“ – unserem nächsten Reiseziel. Im Bus hatten wir Bekanntschaft mit einem amerikanischen Pärchen gemacht, mit denen wir schließlich auch das Taxi teilten. Glück im Unglück soll man so was nennen, denn als es ans Bezahlen ging konnte ich meinen kleinen Geldbeutel einfach nicht finden. Und tatsächlich tauchte er auf der ganzen Reise auch nicht wieder auf. Tine, die immer der Meinung war auf alles so gut aufpassen zu können J, wurde beklaut! Derjenige muss sich aber auch geschickt angestellt haben, so hatte ich doch die ganze Zeit meinen Rucksack im Auge – dachte ich. Netterweise bezahlte uns das Pärchen das Taxi und gab uns so viel Cordoba, dass wir die Fährfahrt bis zur Insel bezahlen konnten. An dem Abend waren wir wirklich froh, ins große Bett fallen zu können – und das für einen Spottpreis, ca. 4 Dollar für Daniel und mich für eine Nacht. Ja, Nicaragua war doch noch mal ein Unterschied zu Costa Rica!! Zuvor genossen wir jedoch noch ein leckeres Abendessen mit zwei Deutschen die sich in Nicaragua niedergelassen haben und hier nun wohltätig arbeiten, einer Österreicherin die auf Rundreise war und dem Sohn unseres Hotelchefs, der auf der Insel Reiseführer ist. Mit letzterem planten wir für den folgenden Tag eine Inselrundtour im Schnelldurchlauf. Im Schnelldurchlauf aus zwei Gründen: Zum einen weil dieser Tag der 24. Dezember war und dies hieß, dass nach 4 Uhr nachmittags und für die nächsten drei Tage ein Wegkommen von der Insel unmöglich war. Und zum anderen, weil Daniel und ich keinerlei Bargeld mehr bei uns trugen und wir auf Sparflamme lebten. Glücklicherweise bot uns der Hotelsohn an, uns über die 1 1/2 Tage auszuhelfen und legte uns Geld für die Busfahrten und Essen vor. Am Tag unserer Abreise begleitete er uns mit zur Hafenstadt, wo wir ihm das ganze Geld zurückgaben und uns herzlichst bei ihm für seine Hilfsbereitschaft bedankten. Später habe ich mir noch einmal Gedanken darüber gemacht, wie besonders doch seine Hilfe war – ein Nicaraguaner, der uns Deutschen mit einer ganzen Menge Geld aushilft, ohne einen eigenen Nutzen daraus zu ziehen. Wirklich toll!
Nach der Insel war Granada unser nächstes Ziel. Eine wunderschöne Stadt im Kolonialstil, meiner Meinung nach San Cristóbal sehr ähnlich. Hier verbrachten wir Heiligabend, wobei dieser – für mich eigentlich doch immer sehr schöne Moment – für uns zwei dieses Jahr komplett ausfiel. Völlig fertig von einer weiteren Busfahrt in einem überfüllten Bus auf Nicaraguas Straßen, fielen wir am Abend des 24. schon um halb neun ins Bett und schliefen bis in den nächsten Tag hinein. Irgendwie fand ich es aber auch mal schön zu sehen, dass Weihnachten ganz einfach ausfallen kann und dieses ganze Hin und Her von Geschenken und vielem Essen vielleicht gar nicht immer notwenig ist?! Ein wenig vermisste ich nichtsdestotrotz meine Familie, mit der ich an diesem Tag bisher jedes Jahr (außer während meines Austauschjahres in den USA) zusammen war. Auch der riesige und sehr kitschige Weihnachtsbaum auf der plaza von Granada ließ die Weihnachtsstimmung bei fast 30°C nicht in mir aufkommen. Stattdessen verbrachten wir einen sehr gemütlichen Vormittag im Stadtzentrum und unternahmen am Nachmittag eine Bootstour zu den „365 isletas“ – insgesamt 365 kleine Inseln im Küstengebiet des Nicaragua-Sees, die sich vor einigen hundert Jahren durch einen Vulkanausbruch gebildet hatten. Auf der Vorbeifahrt zeigte sich ganz deutlich der krasse Unterschied und die Widersprüchlichkeit des Landes. So kam z.B. eine völlig ungepflegte Insel mit Wellblechhütte und einer armen 10-köpfigen nicaraguanischen Familie direkt neben einer anderen Insel zum Vorschein, auf der ein reicher Nicaraguaner eine Traumvilla inklusive Yacht hat bauen lassen. Unser Begleiter auf dieser Tour, ein 18-jähriger Junge, hat früher selbst auf einer dieser Inseln gewohnt und konnte uns so viel über das Leben und die Zustände erklären. Bei einer Pause kam ich länger mit ihm ins Gespräch und es entwickelte sich eine interessante Unterhaltung, u.a. über die Situation der jungen Mädchen die schon in so jungem Alter hier selbst Mama und von ihren Männern oft verlassen wurden, über die politische Lage Nicaraguas und über die großen Unterschiede im Land zwischen Arm und Reich. Später machten wir noch Halt bei einer anderen „Insel-Großfamilie“, was uns einen kleinen Einblick in ihr sehr einfaches Leben erlaubte.
Mehr Zeit sollte uns leider in dieser schönen Stadt nicht bleiben, so ging es am nächsten Morgen weiter nach Managua, der Hauptstadt Nicaraguas mit Zwischenhalt in Masaya. Masaya selbst hat nicht viel zu bieten. Wenn man in Dietzenbach im Sommer jedoch gerne mit seinen Mädels auf dem „Masayaplatz“ einen Eisbecher isst, muss man – wenn man schon so nah dran ist – die Gelegenheit nutzen, wenigstens einen Fuß in unsere Partnerstadt zu setzen finde ich. Außerdem kann ich jetzt im Nachhinein sagen, dass Masaya sehr wohl etwas zu bieten hat, nämlich einen wunderschönen Kunsthandwerkmarkt, auf dem wir einige Stunden zubrachten (auf diese Weise muss ich mich doch noch mal bei meinem Freund für meine große „Über-den-Markt-Schlender-Vorliebe“ entschuldigenJ)
Die Hauptstadt Managua war keineswegs attraktiv und dazu hatten wir noch das Pech in einem sehr gefährlichen Viertel gelandet zu sein, da sich hier der Busbahnhof des „Ticabus“ (die in ganz Mittelamerika am weitesten verbreitete internationale Busgesellschaft) befand. So riet uns der Mann, bei dem wir die Nacht bis zur Abfahrt 4h morgens ein kleines Zimmer gebucht hatten, nach Dunkelheit auf keinen Fall mehr in dem Viertel zu Fuß unterwegs zu sein und auch tagsüber nur ganz bestimmte Straßen zu nutzen, das Geld im Schuh zu verstecken und nur einige Cordoba greifbar in der Hosentasche zu haben, falls es zu einem Überfall käme. Bei einer solchen Warnung, hatte man da überhaupt noch Lust das Zimmer zu verlassen? Daniel und ich entschieden uns für ja, da wir nicht wussten was wir sonst mit dem Nachmittag anfangen sollten. Wirklich weit trauten wir uns jedoch nicht und verbrachten deshalb bloß einige Stunden in einem Einkaufszentrum, was 1 zu 1 einer amerikanischen mall ähnelte und uns für 2-3h in eine völlig andere Welt versetzte, weit weg von allen Gefahren. Wir planten jedoch fest, vor Einbruch der Dunkelheit zurückzukehren.
Der Ticabus brachte uns am folgenden Tag völlig entspannt über die Grenze nach Honduras bis nach Tegucigalpa, der Hauptstadt unseres 3. Reiselandes. Im Gegensatz zu Daniel hatte ich schon vor der Grenzüberschreitung ein etwas mulmiges Gefühl im Margen, da ich sehr wenig über die momentane Situation und die Menschen in Honduras wusste. Ein weiteres Mal bog der Bus in eines der gefährlichsten Viertel der Stadt ab und als wir ausstiegen, wurde dieses ungute Gefühl nur noch verstärkt. Überall sah man Polizisten und Wachleute mit Maschinengewehren bewaffnet herumstehen, die Häuser wirkten sehr verlassen und kaputt und auch das Taxi, in das wir stiegen schien mir nicht sehr geheuer. Ich war froh drei Stunden später in einem nächsten Bus zu sitzen, der uns aus der Hauptstadt raus und weitere acht Stunden gen Norden an die Küste nach La Ceiba brachte. Jetzt mussten wir doch Glück haben und karibische Traumstrände zu Gesicht bekommen, so wie man sie sich vorstellt… Das hofften wir, doch ein weiteres Mal wurden wir enttäuscht. Anstelle von einem Strand der zum Erholen einlud, blickten wir am nächsten Morgen auf einen Strand, von Müll überfüllt und stets den bewaffneten Wachmann im Rücken. Hier wollten wir nicht bleiben!
Ziemlich missmutig verließen wir nach insgesamt bloß 12h La Ceiba diese Stadt schon wieder und nahmen weitere zwei Busse, die uns bis nach Copán, eine Stadt berühmt für seine Maya-Ruinen, brachten. Zu den beiden Busfahrten möchte ich kurz etwas schreiben, da sie unterschiedlicher und charakterisierender für das Land einfach nicht hätten sein können! Der 1. Bus war ein ganz normaler Überlandbus – keine besonders tolle Qualität, dafür billig und praktisch. Was Daniel und mich nach den ca. 5h in diesem Bus aber fast zum Überlaufen brachte, war die (wie wollen wir es nennen..?) „Fresskultur“ der Honduraner. Es war einfach unglaublich, wie viel die Menschen an fettigen Chips, Fastfood und schnell zubereitetem Essen in sich hineinstopften und wie sehr dies schon auf den Alltag Einfluss genommen hatte. So machte der öffentliche Bus nach 3h für 30 Minuten Pause, damit sich alle mit noch mehr Essen eindecken konnten. An jedem 2. Parkplatz hielt der Busfahrer außerdem an, und Verkäufer stiegen ein, die für etwa zwei Stationen den Bus begleiteten, um anschließend mit schon weit leereren Körben ihr Glück im nächsten Bus zu versuchen. Der 2. Bus wiederum stellte zum ersten einen riesigen Unterschied in Sachen Ausstattung und Preis dar. Beim Kauf des Tickets war uns dies noch nicht bewusst, doch jetzt im Nachhinein kann ich gut sagen, dass diese Busfahrt in etwa mit einem 1.-Klasse-Flug in einer Lufthansa-Maschine zu vergleichen ist. Die Sitze waren größer als ich sie mit doppeltem Gewicht je gebraucht hätte, jeder Passagier bekam ein kühles Getränk und einen Snack direkt an den Platz serviert und während der Fahrt gab es einen Busbegleiter, der stets bei Fragen zur Stelle war. Ich fühlte mich ganz ehrlich etwas lächerlich in diesem Bus, jedoch war mir gleichzeitig nichts wichtiger als so schnell wie möglich in Richtung Grenze nach Guatemala zu gelangen. Unser nächstes Ziel Copán lag zwar noch in Honduras, jedoch erbot sich uns direkt ein ganz anderes Bild, als wir hier ausstiegen. Die kleine, mitten in den Bergen liegende Stadt war mir sofort sympathisch und das 1. Mal hatte ich das Gefühl seit wir in Honduras angekommen sind, ganz unbeschwert atmen zu können.
Honduras hat mir wirklich nicht gefallen und ich habe mich sehr unwohl gefühlt in den wenigen Tagen, in denen wir dort waren. Copán zählt deshalb für mich auch nicht mehr zu Honduras, sondern schon zu Guatemala, das nur 8km von dieser Ruinen-Stadt entfernt ist.
Zwei entspannte Tage verbrachten wir in Copán. Den ersten nutzten wir dafür, die Ruinen zu erforschen und ein wenig mehr über die Geschichte der Maya zu erfahren. Für mich waren es die ersten Ruinen, die ich seit meinem Aufenthalt hier in Mexiko sah und ich war beeindruckt von der Bauweise und der Tatsache, dass die Maya vor so vielen tausend Jahren schon so eine Meisterleistung vollbrachten. Am zweiten Tag besuchten wir ein kleines Dorf, in dem vielleicht 20 Familien wohnten und die eine einzige Einnahmequellen hatten, nämlich Puppen die sie per Hand aus gefärbten Maisblättern herstellten. Ich war begeistert von diesem kleinen Dorf und vor allem von den Kindern, die alle um uns herumsprangen als wir ihre kleine „Fabrik“ betraten. Während uns eine Frau demonstrierte, wie sie diese Puppen anfertigte und ich einige Fotos von ihrer Arbeit machte, waren die Kinder so fasziniert von meiner Kamera und wollten jedes Foto gleich drei Mal sehenJ Später sangen die Kinder uns noch ein Lied und Daniel und ich kauften der Frau die Puppe ab, die sie angefertigt hatte als wir da waren. Wirklich etwas anzufangen wussten wir zwar nicht mit ihr, aber immerhin konnten wir so ein klein wenig dieses Dorf unterstützen.
Am gleichen Tag machten wir uns noch auf in Richtung Grenze und kamen in unserem 4. Reiseland – Guatemala – an. Vor knapp zwei Wochen war ich hier wegen meines Fluges schon mal gewesen, jedoch ca. 200km weiter südwestlich in Antigua. Nichtsdestotrotz war ich mir sicher, dass es mir auch hier im östlichen Teil sehr gut gefallen wird.
Für den heutigen Tag war unser Ziel lediglich Rio Dulce, von dort aus wollten wir am nächsten Tag mit dem Boot nach Livingston weiterfahren. Livingston ist das einzige Städtchen in Guatemala, in dem immer noch der Hauptteil der Bevölkerung den „garifunas“ angehört. Die garifunas sind ein Volk, das sich nur an der Karibikküste niedergelassen hat (vor allem in den Teilen Honduras) und ihre ganz eigene Sprache, Kultur, Musik und Lebensweise – den Jamaikanern sehr ähnlich – hat. So war vor allem ich gespannt auf unsere Zeit dort. Silvester wollten wir ebenfalls in dieser Stadt, die nur über Wasser zu erreichen ist, verbringen. Auf der Schiffsfahrt dorthin merkte ich einmal wieder, wie klein die Welt doch ist… So stiegen zwei sehr gute Freunde und Mitfreiwillige meines Projektes zu uns ins Boot, da sie ebenfalls geplant haben über Neujahr Livingston zu erkunden. So durften wir anstatt zwei Mal gleich sechs Mal (warum 6? Hihi, das ist eine schöne Aufgabe für alle, die die Mathematik und die Stochastik so lieben wie ichJ) anstoßen, als die Uhr am 31. Januar 12 Mal schlug. Ansonsten habe ich diese Silvester-Nacht allerdings in nicht so schöner Erinnerung. Jeder der mich kennt weiß, dass ich ohnehin etwas ängstlich bin vor den ganzen Geschossen und in Livingston war es tatsächlich so, dass ganze Böllerketten (und das waren keine kleinen Ketten – sie hatten mehr die Größe von Feuerwehrschläuchen!) angezündet wurden und dann ca. 3 Minuten am Stück krachten. Eine ganze Weile nachher zog noch der Rauch durch die Straßen.
Wenn auch diese Nacht nicht ganz meinen Vorstellungen entsprach, war der nächste Tag sehr schön und gab mir einen guten Eindruck über das Leben der garifuna. Sie sind ein sehr fröhliches Volk, bei dem Gesang und Rhythmus eine große Rolle spielt. Zufällig lief ich an einer Art Umzug vorbei und sah einige verkleidete Gestalten, die sich geschickt auf verschiedene Trommelrhythmen bewegten. Im Hintergrund begleiteten drei ältere Frauen die Trommelklänge in einer Art Gospelchor. Was mir neben diesen positiven Eindrücken allerdings auch auffiel ist, dass die Einwohner Livingstons sehr schnell böse werden können, wenn man ihnen nicht gibt, was sie wollen. Wenn das Trinkgeld beispielsweise bei einer Musikeinlage nicht hoch genug ausfiel oder wenn man ihnen kein Marihuana (das es dort wie Sand am Meer gibt) abkaufen wollte, reagierten sie häufig sehr pampig und die anfängliche Freundlichkeit war wie weggeblasen. Diese Tatsache rief in mir doch teilweise ein großes Unwohlsein hervor. So verabschiedete ich mich von dieser Stadt mit einem lachenden und einem weinenden Auge und wir vier zogen weiter nach Antigua. Hey, hier war ich doch schon mal vor knapp 2 WochenJ
Wir bezogen ein richtig schönes Hostel, liefen über den Kunsthandwerkmarkt der Stadt und gingen lecker Essen. Daniel und ich brachen schon am nächsten Morgen auf, während die anderen beiden noch einen Tag länger blieben, um einen Vulkan in der Nähe zu besteigen.
Von Antigua aus nahmen wir einen chicken-bus nach Chichikastenango, einem noch sehr seiner Kultur treu gebliebenem und typischem guatemaltekischen Bergdorf. Mir persönlich gefiel es sehr dort und eine ganze Stunde verbrachten wir lediglich damit, uns auf die Treppe einer Kirche zu setzen und dem bunten Markttreiben mit unseren Blicken zu folgen. Ab und zu kam ein kleines Kind vorbei, welches uns nach 1 Quetzal fragte, andere wollten unsere Schuhe putzen, wieder andere Süßigkeiten verkaufen. Gekauft haben wir zwar nichts, im Gegenzug dazu gaben wir aber jedem Kind das uns ansprach ein kleines Gummibärchen oder ein Brausebonbon und ließen sie sich zu uns setzen.
Von Chichikastenango aus nahmen wir abermals einen chicken-bus, der uns bis nach Panajachel brachte. Dies war unser letztes Reiseziel und die letzten beiden Tage am wunderschönen „Atitlan-See“ dienten unserer puren Entspannung und (zumindest für mich) zum Krafttanken für die Arbeit, die nun wieder anfing.
Am 5. Januar nahmen wir von Panajachel aus einen Shuttle, der uns nach 11 Stunden in San Cristóbal, unserem Ziel, absetzte.

Hier soll mein Bericht enden, da zumindest für mich San Cristóbal keine „Reise“, sondern mittlerweile wirklich zuhause für mich ist. Ich führte Daniel ein wenig herum, zeigte ihm meine Lieblingsplätze in der Stadt und wir beiden verbrachten hier noch wunderschöne zwei Wochen gemeinsam, bis er sich wieder zurück auf den Heimweg machen musste. Der Abschied fiel uns sehr schwer und heute – drei Wochen später – denke ich an manchen Tagen noch immer, dass er vielleicht doch in unserer gemütlichen Wohnung sitzt und nach der Arbeit auf mich wartet. Das ist natürlich nicht der Fall und für mich ist wieder der volle Alltag eingekehrt. Die Arbeit nimmt einen riesigen Teil ein, da der 5. Geburtstag von Sueniños ganz kurz bevor steht und sehr viel vorbereitet werden muss. Doch ich genieße die viele Zeit mit den Kindern, auch wenn sie oft viel Kraft und Anstrengung kostet. Ansonsten gehe ich wieder zu meinem Tanzen, wir treffen uns zwei Mal die Woche mit Freunden zum Volleyball spielen, wir gehen öfters einen Kaffee oder am Abend einen Wein trinken und wenn bei der vielen Beschäftigung doch noch etwas Zeit bleibt, setzte ich mich mit einem guten Buch in den Garten und freue mich daran, dass ich hier bin!

Ich danke euch allen, die mich weiterhin nicht vergessen haben, mir aus Deutschland schreiben, mich mit Neuigkeiten versorgen und mich hier im fernen Mexiko seelisch (und einige ja auch bald körperlich – Michi, Esther, Sophie ich freue mich riesig auf euchJ) unterstützen.

Fühlt euch gedrückt, eure Tine

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